Mir schwätze Bercher Pladd

Der Verein Amöneburg 13Hundert hat sich an verschiedenen Initiativen wie der im Marburger Hinterland und zuletzt in Mardorf ein Beispiel genommen, und möchte die „letzten Reste des Bercher Pladd“ für die Nachwelt erhalten. Während früher überall Dialekt zu hören war, sprechen jetzt nur noch ein paar Dutzend, zumeist ältere Menschen auf dem Berg Mundart. Dabei haben die jüngsten Pladd-Sprecher den 60. Geburtstag bereits überschritten. Oder kennt jemand auch jüngere Menschen, die es noch können?

Dies war Anlass für den Verein, ein Projekt „Bercher Pladd“ ins Leben zu rufen, um typische Wörter und Ausdrucksweisen zu sammeln, zu strukturieren, der Allgemeinheit zugänglich zu machen und damit zu erhalten. Neben den typischen Ausdrücken sollen auch kleine Geschichten oder Gedichte, eben alles, was in Bercher Pladd zur Verfügung steht, gesammelt und ausgewertet werden.

Dank einer Förderung über das Regionalbudget Marburger Land wird die Mundart-Sammlung auf einer eigens gestalteten Seite im Internet hinterlegt. Eine Kooperation mit dem Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas der Uni Marburg sorgt dafür, dass Sprechproben professionell ausgewertet und für die Nachwelt aufgenommen werden.

Wussten Sie übrigens, dass sich ein gewisser Herr Wenker bereits um das Jahr 1880 mit der Amöneburger Mundart befasst hat?

Damals wurden die 40 sogenannten „Wenker-Sätze“ in Westdeutschland an über 44.000 (!) Volksschulen versandt, und die Rektoren hatten die Aufgabe, diese typischen Sätze von Sprechern in Mundart vorsprechen zu lassen. Mangels Tontechnik wurden die Sätze in Kurrentschrift (dem Vorläufer des Sütterlin) aufgeschrieben und in der Universität Marburg hinterlegt, wo die Originale noch vorliegen. Zusätzlich liegen die Blätter auch in digitalisierter Form vor. Die Sammlung der Wenker-Sätze bildet den Ursprung des heute weltweit in der Regionalsprachenforschung aktiven Deutschen Sprachatlas (DSA).

Wer an der Übertragung der Wenkersätze aus der Kurrentschrift in die hochdeutsche Schrift mitwirken möchte, ist vom DSA dazu herzlich eingeladen: https://apps.dsa.info/wenker/transliteration/14840.

Nun unsere Bitte: Das Projekt „Bercher Pladd“ sucht Mundart-Sprecher und -Sprecherinnen, die sich gerne mit Beiträgen (typische Wörter oder Sätze, Geschichten, Veröffentlichungen, etc.) beteiligen möchten.

Bitte melden Sie sich kurzfristig bei der Projektgrupp: info@ampeneburg13hundert.de

Alles weitere besprechen wir.

(Foto: Freepik)